NordStream 1: Gazprom unterbricht Gasfluss 

Russland liefert vorerst kein Erdgas mehr durch die Ostseepipeline NordStream 1. Der russische Staatskonzern Gazprom sagte eine ursprünglich für Samstag geplante Wiederaufnahme der Gaslieferung nach dreitägigen Wartungsarbeiten bereits am Vorabend überraschend ab. Der Grund für die Entscheidung laut Gazprom: An Kabeln der Turbine in der Kompressorstation Portowaja wurden vorgeblich Öllecks entdeckt. Das lasse einen sicheren Betrieb nicht zu, die Pipeline könne deshalb nicht wieder hochgefahren werden.

Die Behebung der Schäden sei nur in einer Fachwerkstatt möglich. Turbinenbauer Siemens Energy sei bereits über die festgestellten Störungen informiert worden. Siemens Energy selbst widerspricht den Angaben von Gazprom. In einer Erklärung heißt es, als Hersteller der Turbinen könne man feststellen, „dass ein derartiger Befund keinen technischen Grund für eine Einstellung des Betriebs darstellt“.

Laut Siemens Energy verhindere die von Gazprom genannte Ölleckage nicht den Turbinenbetrieb. Eine Fachwerkstatt, wie von Gazprom mitgeteilt, sei zur Behebung der Leckagen ebenfalls nicht nötig. Diese könnten vor Ort abgedichtet werden. Auch in der Vergangenheit sei es in vergleichbaren Fällen nicht zu einem Turbinenausfall gekommen. In der Verdichterstation Portowaja stünden außerdem weitere Turbinen für einen Betrieb von Nord Stream 1 bereit.

Der gewählte Zeitpunkt für den „Turbinenausfall“ scheint dabei kein Zufall zu sein: Wenige Stunden vor der Ankündigung Gazproms war aus der russischen Führung die Forderung erneuert worden, die parallel verlaufende Pipeline NordStream 2 in Betrieb zu nehmen. Parallel kündigte Gazprom an, mehr Gas über eine durch die Ukraine führende Pipeline nach Europa transportieren zu wollen.

Die Bundesnetzagentur erklärte, die Gas-Versorgungslage in Deutschland sei zwar angespannt und eine weitere Verschlechterung könne nicht ausgeschlossen werden. „Die Gasversorgung in Deutschland ist im Moment aber stabil. Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist derzeit weiter gewährleistet.“ Sowohl bei der Speicherbefüllung als auch bei der Versorgung über andere Lieferwege seien gute Fortschritte erzielt worden. Die deutschen Gasspeicher seien bereits zu 84,53 Prozent gefüllt.